Vom
1.
12. 1948 bis zum 20. 7. 1971
Erst
4 Monate nach dem Tode von Friedrich Meyer konnte sein Sohn Erwin Meyer nach dessen
Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft am 23. November 1948 die Leitung
der Schule übernehmen. Seine Ausbildung hierfür als Innenarchitekt hatte er
bereits vor
Beginn des Zweiten Weltkrieges abgeschlossen. Bis zu seiner Amtsübernahme konnte die
Weiterführung der Schule durch die langjährige kaufmännische Geschäftsführerin
Helene Meyer, der Schwester von Erwin Meyer, in Verbindung mit dem ältesten
Lehrer, Herrn Arthur Leipnitz, gesichert werden.
Innerhalb
weniger Jahre, zwischen 1951 und 1954, verstarben 3 bewährte Lehrer, so dass in
kurzer Zeit ein Ausgleich durch neue Fachkräfte für beide Abteilungen, die Holzbetriebstechnik und
die Innenarchitektur, gefunden werden musste. Es gelang,
hierfür ein erfreulich aktives Team für den weiteren Auf- und Ausbau der
Schule zu finden. Um im Unterricht Zeit für neue Impulse zu haben, mussten zunächst einige Lehrteile, die für die heutige
Zeit nicht mehr unbedingt erforderlich waren, gestrichen oder verringert werden.
Hierdurch konnten neue Lehrfächer oder zumindest neue Lehrgebiete aufgenommen
werden.
Nachdem
bereits 1922 die erste Prüfung zum "Innenarchitekten" von
der Detmolder Schule abgenommen worden war, erschien es aus verschiedenen Gründen
notwendig, auch diesem Berufsstand, wie es für Architekten seit längerer Zeit
der Fall war, eine eigenständige Vertretung zu geben. Im Mai 1952 wurde deshalb
in Detmold der "Bund Deutscher Innenarchitekten"
(BDIA) (Im Landesverband
NRW des BDIA hat Prof. Erwin Meyer die Mitgliedsnummer "6".) ins Leben
gerufen. Dies schien begründet, weil an der Detmolder Schule die größte
Anzahl der "Innenarchitekten" ausgebildet wurden. Wie notwendig dies
war, ergab sich aus dem Inhalt des 1953 in Kraft
getretenen
"Architektengesetzes". Durch die Gründung waren nunmehr auch die
"Innenarchitekten" neben den "Architekten" ein gleichberechtigter
Berufsstand.
Um
auch formal die gleiche Ausbildungsgrundlage wie an ähnlichen Instituten zu
erreichen, wurde ab Oktober 1952 an der Schule der semesterweise Unterricht
gegenüber dem bisherigen monatlichen Rhythmus eingeführt. Dieses hatte gleichzeitig eine Verlängerung und damit eine Vertiefung für beide
Ausbildungszweige zur Folge. Für "Innenarchitekten" ergab sich hieraus eine
Ausbildungszeit von bisher dreißig Monaten eine solche von sechs Semestern und für
die Abteilung „Betriebstechnik“ von bisher neun Monaten eine solche von drei
Semestern. Beide Abteilungen erhielten neue Aufgaben und neue Inhalte.
Entsprechend
dem Privatschulgesetz erfolgte 1953 der Antrag auf staatliche Anerkennung als
„Ersatzschule“. Dieser Antrag wurde am 7. Juli 1954 genehmigt. Hierdurch
erhielten die Prüfungen die gleiche Berechtigung wie diejenigen an
staatlichen Schulen. Durch die sich im Laufe der Zeit ergebende Entwicklung und
Differenzierung der Ausbildungsinhalte sowohl im technischen Bereich wie in
Gestaltungsfragen wurde es notwendig, die beiden
Abteilungen in den
Eingangsvoraussetzungen wie auch in der Ausbildung von Anfang an zu trennen.
Diese Trennung erfolgte im Oktober 1955. Hierdurch konnte eine wirkungsvollere
Zielsetzung für die betreffende Abteilung gegeben und eine Leistungssteigerung
erreicht werden.
Durch
die Anerkennung als "Ersatzschule" durch das Land NRW ergab sich eine
strenge Anbindung an das "Privatschulgesetz". Da dieses Gesetz jedoch
- selbst laut Äußerung des zuständigen Dezernenten - nicht für Privatschulen
dieser Art und diesem Berufsstand (Ausbildungsziel) vorgesehen war, ergaben sich
erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, die selbst nach Gründung eines
Kuratoriums unter Beteiligung der Fachverbände und der örtlichen Behörden
nicht zu lösen waren und die die Schule an die Grenze zur Auflösung brachte.
Eine Erleichterung ergab sich erst, als sich aus der privaten Initiative neben
den Formalitäten des Gesetzes Auswege finden ließen. Der in diesem Rahmen gegründete
"Verein zur Förderung" konnte allerdings nur im Rahmen der Anschauungsmittel
Erleichterung erreichen.
Seit
1946 fanden jährlich am 1. Sonnabend im Mai Treffen der "Ehemaligen"
statt, die sich als "Frühlingsfeste" eingebürgert hatten. Diese
Treffen waren stets mit einer Ausstellung der Arbeiten jeden Semesters
verbunden. Diese Ausstellungen hatten eine wesentliche Auswirkung auf die
Leistungen der Semester, da jeder Semesterleiter bestrebt war, die Leistungen
des vergangenen Jahres zu übertreffen. Die „Frühlingsfeste“ wurden
besonders von den Ehemaligen daran gemessen, und diese zögerten nicht
mit Anerkennung oder Kritik, ob sich Neuerungen gegenüber dem
vergangenen Jahr feststellen ließen. Für die Lehrer (Dozenten) und die Schüler
(Studierenden) waren die Vorbereitungen mit erheblichen Anstrengungen verbunden:
für die Innenarchitektur mit den zeichnerischen Arbeiten, für die Abteilung
Holzbetriebstechnik z.B. für den Modellbau, die Betriebs- und Fertigungstechnik
/ den Vorrichtungsbau. Nur durch Anzeigen in den Fachzeitschriften wurde auf die
Treffen hingewiesen und die Anzahl der Teilnehmer wurde von Jahr zu Jahr größer,
weil jeder ein Interesse an den Neuigkeiten innerhalb der Ausbildung hatte. Die
Anzahl der Studierenden wuchs ständig an, so dass 1953/54 über 300 Studierende
die Schule besuchten. Damit war die Kapazität des Schulgebäudes fast überschritten.
Durch die Einführung einer Aufnahmeprüfung, die später mit einer Auslese
verbunden wurde, konnte die Anzahl der Studierenden wieder verringert werden. Für
die Abteilung "Innenarchitektur" wurde die "mittlere Reife" als
Grundlage für die Aufnahme eingeführt. Hiermit wurde die angestrebte
Voraussetzung für den Übergang in eine "Höhere Fachschule" geschaffen.
1968 wurde ein entsprechender Antrag eingereicht und am 30. Juni 1969 erfolgte die
Genehmigung durch das Kultusministerium NRW für diese Abteilung als "Höhere
Fachschule".
Mit dieser Genehmigung war auch die Bedingung für den Übergang der Abteilung Innenarchitektur in eine (öffentliche) "Fachhochschule" geschaffen worden, so dass am 20. Juli 1971 im Rahmen der Fachhochschulgesetze in Verbindung mit den Ingenieurschulen Lemgo und Lage die Gründung der "Fachhochschule Lippe" erfolgte, die seit 2002 den Namen "Fachhochschule Lippe und Höxter" trägt und seit 2008 "Hochschule Ostwestfalen-Lippe" heißt. Die Innenarchitektur ist heute ein wesentlicher Bestandteil der "Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur" dieser Hochschule am Standort Detmold.
Die Fachschule für Holzbetriebstechnik ist ebenfalls 1971 in die (öffentlichen) Berufsbildenden Schulen des Kreises Lippe übergegangen, und zwar in die auch heute noch bestehende Fachschule für Technik mit der Fachrichtung Holzbetriebstechnik des Felix-Fechenbach-Berufskollegs.
Damit endet die Ära der privaten Fachschule zur Ausbildung von Innenarchitekten und Holzbetriebstechnikern in Detmold, die seit 1909 mit dem Namen der Familie Meyer verbunden ist.
Prof. Erwin Meyer lebte bis zu seinem Tode weiterhin mit seiner Gattin in Detmold. Er ist im Mai 2010 im Alter von 97 Jahren verstorben.
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